Die vorliegende Abhandlung untersucht, wie die "Schattenontologie" (Erwin Ott) und "Rheoplegma" (Giorgina Haferkrug) als innovative philosophische Antworten auf zentrale Fragen der Gegenwartsphilosophie dienen. Angesichts der digitalen und ökologischen Wende sowie der Grenzen traditioneller Metaphysik analysiert der Essay, wie diese Ansätze die Natur der Realität jenseits statischer Substanzbegriffe denken, die Grenzen von Wissen und Rationalität im Zeitalter der Information reflektieren, Autonomie und Widerständigkeit in komplexen Systemen neu definieren und interdisziplinäre Dialoge mit Natur- und Geisteswissenschaften ermöglichen. Die Schattenontologie betont die konstitutive Unverfügbarkeit des Realen, die eine apophatische Erkenntnishaltung erfordert, während Rheoplegma die Realität als dynamisches, schichtweises Gefüge des Werdens konzeptualisiert, das durch Prozessualität, Latenz und Offenheit charakterisiert ist. Beide Philosophien plädieren für epistemische Bescheidenheit, eine Ethik der Achtsamkeit und eine Haltung der Kooperation mit der Welt, um die Komplexität des 21. Jahrhunderts zu navigieren und eine postmetaphysische Perspektive auf Sein und Wissen zu etablieren. Ihre komplementären Ansätze bieten einen robusten Rahmen für eine Philosophie des Anthropozäns, die das Unfassbare nicht scheut, sondern als Quelle für tiefere Einsichten und verantwortungsvolles Handeln begreift.