Jenseits der Messbarkeit

Schattenontologie als epistemische Grenzreflexion moderner Physik

Beitrag von Erwin G. Ott vom 15. Juni 2025

Der vorliegende Artikel untersucht das Verhältnis zwischen der philosophischen Schattenontologie, insbesondere in der Ausformung durch Ott, und der Physik des 21. Jahrhunderts. Schattenontologie versteht sich als eine apophatische Metaphysik der Unverfügbarkeit, die epistemische und ontologische Grenzen des Zugangs zu Wirklichkeit betont. Dieses Konzept wird auf aktuelle physikalische Theorien und Praktiken übertragen, um jene Bereiche der Realität zu reflektieren, die sich der vollständigen Erfassung oder Repräsentation entziehen – etwa Dunkle Materie, Quantenphänomene, Singularitäten und die mathematisch-technische Methode der Renormierung. Durch die Integration philosophischer Begriffe wie Verdunkelung, Nichtverfügbarkeit und Transklusion mit physikalischen Konzepten wird ein neues Verständnis für die produktive Funktion epistemischer Schattenräume im Wissenschaftsbetrieb eröffnet. Methodologisch plädiert der Artikel für eine epistemische Bescheidenheit, die die Grenzen wissenschaftlicher Modelle anerkennt und gleichzeitig ihre heuristische Kraft nutzt. Darüber hinaus werden didaktische Implikationen sowie interdisziplinäre Potenziale im Dialog von Philosophie, Physik und Ästhetik diskutiert. Insgesamt zielt die Untersuchung darauf ab, eine Reflexion über das Spannungsverhältnis von Wissen und Nicht-Wissen anzuregen und damit zur Weiterentwicklung einer Philosophie beizutragen, die den Charakter moderner Naturwissenschaften angemessen erfasst.