Abschluss des Essayzyklus zur neo-materialistischen Ästhetik

Ein Beitrag von Erwin G. Ott vom 18. November 2025

Am Ende dieses Essayzyklus, der von Klang über Text bis zum Bild und weiter in die grundlegenden Fragen ästhetischer Erfahrung geführt hat, zeigt sich weniger eine geschlossene Theorie als ein Feld von Bewegungen, Verschiebungen und Korrespondenzen. Das ist kein Mangel, sondern die Konsequenz des Anspruchs, eine Ästhetik zu denken, die Materie selbst ernst nimmt – in ihrer Offenheit, ihrer Widerständigkeit, ihrer Prozesshaftigkeit, ihrer Fähigkeit zur Formung und Transformation. Eine solche Ästhetik kann nicht als System auftreten, das die Künste ordnet, klassifiziert oder normiert. Sie muss sich vielmehr an die Materialität der Phänomene anschmiegen, ohne sich in ihnen zu verlieren; sie muss den Künsten zuhören und zugleich über sie hinausdenken; sie muss mitlaufen mit jenen Bewegungen, in denen Materie sich selbst formt und dabei Erfahrung hervorbringt.