Die vorliegende Monographie Metaphysik des Alltags. Genealogie und Systematik einer immanenten Ontologie untersucht die grundlegenden Strukturen des alltäglichen Lebens aus einer metaphysischen Perspektive. Sie setzt an der Beobachtung an, dass der Alltag, obwohl oft übersehen oder als trivial abgetan, eine eigenständige ontologische und ethische Dimension besitzt: Die Welt zeigt sich nicht nur als gegeben, sondern wird kontinuierlich durch Handlung, Vertrauen, Sprache und materielle Gegebenheiten hervorgebracht und stabilisiert
Der erste Teil der Arbeit verfolgt einen genealogischen Ansatz. Ausgehend von der antiken Philosophie und dem Staunen als Ursprung des Denkens über das Selbstverständliche, werden die Transformationen in der Neuzeit, insbesondere durch Descartes, Hume und Kant, aufgezeigt, die das Alltägliche epistemisch und ontologisch in den Hintergrund treten ließen. Phänomenologische und existenzialontologische Ansätze, insbesondere Husserl und Heidegger, markieren die Rückkehr des Alltäglichen, während neuere Perspektiven (später Wittgenstein, Foucault, Derrida, Butler) die relationalen, sprachlich-symbolischen und machtstrukturellen Bedingungen der alltäglichen Wirklichkeit verdeutlichen.
Der systematische Teil der Monographie entfaltet die Alltagsmetaphysik in sechs Dimensionen: Handlung und Wiederholung als ontologische Setzungen, Sprache und Symbolik als konstitutive Vermittlung von Wirklichkeit, Materialität, Körper und Technik als relational wirksame Mitakteure, Ethik des Gewöhnlichen als Praxis der Verantwortung, algorithmische Ordnungen der digitalen Moderne als programmierbare Setzungen, sowie Philosophie als Haltung des Bleibens und der Aufmerksamkeit. Jede dieser Dimensionen wird durch eine systematische These verdichtet, die das Zusammenspiel von Praxis, Vertrauen, Bedeutung und relationaler Struktur verdeutlicht.
Die Monographie argumentiert, dass die Welt im Alltag nicht nur erscheint, sondern permanent hervorgebracht wird, dass Metaphysik kein abstraktes Jenseits benötigt, um gültig zu sein, und dass philosophisches Denken weniger theoretische Kontrolle als praktische Pflege und Aufmerksamkeit bedeutet. Im Alltag entfaltet sich eine immanente Ontologie, deren Ereignishaftigkeit, Fragilität und Beständigkeit zugleich ontologisch, ethisch und epistemisch reflektierbar sind.
Ziel der Arbeit ist es, eine philosophische Perspektive zu entwickeln, die das Gewöhnliche ernst nimmt, seine Setzungen sichtbar macht und die Bedingungen der Weltbildung in ihrer Relationalität, Dynamik und Immanenz untersucht. Damit verbindet die Monographie genealogische Tiefenschärfe mit systematischer Präzision, bietet einen Zugang zu einer Philosophie des Alltäglichen und eröffnet Perspektiven für die Analyse von Technik, Sprache, Handeln und ethischer Verantwortung in der Gegenwart.