Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) transformiert die geisteswissenschaftliche Wissensproduktion grundlegend. Während KI-gestützte Verfahren die Quantität und Qualität des generierten Wissens erheblich steigern, führt dies zugleich zu einer Krise der Rezeption: Die traditionellen Strukturen menschlicher Aufnahme, Bewertung und Kontextualisierung sind zunehmend überfordert. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag die Notwendigkeit einer Meta-Geisteswissenschaft diskutiert – einer reflexiven, interdisziplinären Infrastruktur, die KI-gestützte Wissensprozesse kuratiert, validiert und kontextualisiert. Die Meta-Geisteswissenschaft agiert als epistemischer Resonanzraum, der die Koproduktion von Erkenntnis zwischen Mensch und Maschine begleitet und verantwortet. Dabei werden sowohl epistemologische Herausforderungen (etwa die Frage nach Kreativität, Autorität und Transparenz maschineller Beiträge) als auch ethische Implikationen (etwa Bias und Verantwortlichkeit) thematisiert. Abschließend werden institutionelle und methodologische Perspektiven skizziert, die eine nachhaltige Verankerung dieser Meta-Ebene in Forschung, Lehre und Wissenschaftspolitik ermöglichen. Ziel des Beitrags ist es, die Grundlagen für eine erkenntnistheoretisch reflektierte und zukunftsfähige Erkenntniskultur im digitalen Zeitalter zu legen.