Die lebendige Materie des Geldes

Eine new-materialistische Philosophie der Finanzen

Ein Beitrag von Erwin G. Ott vom 13. September 2025

Dieser Essay entwickelt eine new-materialistische Philosophie des Geldes, die über die Grenzen traditioneller ökonomischer und soziologischer Theorien hinausgeht. Anstatt Geld als passive Ware oder reines Zeichen zu betrachten, wird es hier als ein agential assemblage verstanden. Dieses Gefüge ist ein dynamisches System, in dem menschliche Akteure, materielle Infrastrukturen (wie Glasfaserkabel und Rechenzentren) und immaterielle Technologien (wie Algorithmen und Code) untrennbar miteinander verwoben sind. Anhand von Fallstudien, wie dem Bitcoin-Code, dem Hochfrequenzhandel und der sozio-materiellen Agency von Schulden, wird die aktive Wirkmacht dieser „lebendigen Materie“ demonstriert. Die Analyse zeigt, dass die Agency des Geldes unvorhersehbare Dynamiken entwickelt, die sich menschlicher Kontrolle entziehen und grundlegende Fragen der Verantwortung und der ökologischen Ethik aufwerfen. Der Essay kommt zu dem Schluss, dass eine posthumanistische Perspektive auf Geld unerlässlich ist, um die komplexen Herausforderungen der modernen Finanzwelt zu verstehen und zu bewältigen.