Von der Philosophie des Klangs zur Philosophie im Klang

Christoph Cox’ Sonic Flux und die via negativa

Ein Beitrag von Erwin G. Ott vom 19. August 2025

Dieser Essay untersucht Christoph Cox’ Theorie des sonic flux aus der Perspektive apophatischen Denkens und entwickelt daraus die Figur einer negativen Ästhetik des Hörens. Cox’ materialistische Ontologie des Klangs versteht diesen nicht als Substanz oder Objekt, sondern als prozessualen Fluss, der sich jeder Fixierung entzieht. Gerade diese Entzugsstruktur zeigt eine unerwartete Nähe zur Tradition der via negativa – von Pseudo-Dionysius über Meister Eckhart bis hin zu Jean-Luc Marion und Jacques Derrida –, in der Wahrheit nur im Modus der Negation, der Spur und des Schweigens erfahrbar ist.

Die Argumentation entfaltet drei zentrale Dimensionen:

  1. Ontologisch führt der sonic flux zu einer Negativ-Ontologie, in der Sein als Werden und Differenz begriffen wird.
  2. Ästhetisch impliziert dies eine Verschiebung von Werk und Form hin zu Resonanz, Nachhall und Offenheit: eine Ästhetik, die das Unsagbare nicht als Defizit, sondern als produktive Kraft versteht.
  3. Philosophisch schließlich verschiebt sich die Methode selbst: Philosophie tritt aus der distanzierten Beobachterrolle heraus und wird zu einer Praxis im Klang – zu einem Denken, das rhythmisch, resonant und prozessual operiert.

Damit wird Cox’ Theorie als säkulare Variante apophatischen Denkens lesbar. Eine negative Ästhetik des Hörens eröffnet den Blick auf eine Philosophie, die Wahrheit nicht in Präsenz, sondern im Nachhall des Entzugs verortet – und damit zugleich eine neue Form des Philosophierens in Aussicht stellt: eine Philosophie im Klang.