Das Konstruktometer ist ein experimentelles Analyseinstrument zur Erfassung und Reflexion epistemischer Konstruktivität in wissenschaftlichen, technischen und öffentlichen Diskursen.
Es basiert auf der Annahme, dass Wissen immer zugleich sozial, materiell und diskursiv produziert wird – und daher weder auf objektive Gegebenheit noch auf bloß subjektive Beliebigkeit reduziert werden kann.
Theoretisch verortet zwischen postmetaphysischer Erkenntnistheorie (u. a. Karen Barad, Yuk Hui, Donna Haraway, Bruno Latour) und kritischem Data-Science-Ansatz, operationalisiert der Prototyp vier Dimensionen der Konstruktivität:
- Semantische Konstruktion (Begriffsbildung, semantische Drift),
- Diskursive Kontextualität (Referenz- und Zitationsnetzwerke),
- Empirisch-referentielle Dichte (Verhältnis von Daten zu Argumentation),
- Plurale Interpretierbarkeit (Potenzial für multiple Lesarten).
Der Beitrag diskutiert sowohl Potenziale als auch Risiken:
- Potenzial zur transparenteren Wissensbewertung über disziplinäre Grenzen hinweg.
- Gefahr der Ontologisierung von Messwerten, die eigentlich vorläufig bleiben sollten.
- Risiko, westlich geprägte Diskurstechniken in globale Analyseverfahren einzuschreiben.
- Möglichkeit der Selbstverstärkung algorithmischer Bias durch voreingenommene Trainingsdaten.
Das Konstruktometer versteht sich nicht als Wahrheitsdetektor, sondern als Reflexionsmaschine, die gerade durch ihre eigenen Grenzen sichtbar macht, wie prekär und verhandelbar epistemische Ordnungen sind.
Sein Wert liegt darin, Wissensprozesse nicht zu fixieren, sondern in Bewegung zu halten,und damit Räume für kontingente, plurale und kritische Wissenschaftspraxen zu eröffnen.