Die vorliegende Abhandlung untersucht die historische Genese und die dominante Rolle der statischen Philosophie im abendländischen Denken. Sie argumentiert, dass die westliche Fixierung auf unveränderliche Substanzen, feste Essenzen und lineare Kausalitäten eine historisch gewachsene Ausnahme darstellt, im Gegensatz zu prozessorientierten Traditionen weltweit. Der Essay verfolgt diese Entwicklung von den griechischen Ursprüngen bei Parmenides, Platon und Aristoteles über die theologische Verankerung in der mittelalterlichen Scholastik bis hin zur neuzeitlichen Konfiguration durch Descartes und Newton. Es wird gezeigt, wie Denker wie Spinoza, Leibniz, Kant, Hegel und Nietzsche diese Tradition fortsetzten oder transformierten. Ein besonderer Fokus liegt auf der philosophischen Wende des 20. Jahrhunderts, die durch die Prozessphilosophien von Bergson, Whitehead und dem Pragmatismus sowie durch die radikale Kritik des Poststrukturalismus (Deleuze, Guattari) eingeleitet wurde. Abschließend beleuchtet das Dokument aktuelle philosophische Tendenzen wie den Spekulativen Realismus und die Objekt-Orientierte Ontologie, die das Spannungsfeld zwischen Statik und Dynamik neu verhandeln. Es endet mit einem Ausblick auf postmetaphysische Modelle des Werdens wie Rheoplegma, die die Komplexität und den Prozesscharakter der Wirklichkeit adäquat erfassen wollen.